Besser kann man seinen Abschied von der internationalen Bühne wohl nicht gestalten. Johannes Schöttler und Michael Fuchs gelang bei ihrem
letzten gemeinsamen Auftritt bei dem mit 120.000 US-Dollar dotierten Grand-Prix-Gold-Turnier in Saarbrücken der Einzug ins Finale. Das überraschte nicht nur alle Fans, sondern auch die beiden Akteure selbst, denn beide hatten nach den Olympischen Spielen in Rio ihren Rücktritt vom Leistungssport erklärt und deshalb auch kaum noch trainiert.
Bereits das Auftaktmatch von Fuchs/Schöttler gegen die beiden Inder Kona Tarun & Akshay Dewalkar war spannend bis zum letzten Ballwechsel. Die Routiniers des 1. BC Bischmisheim spielten befreit auf und ließen sich auch nicht durch zwei Matchbälle der Inder aus der Ruhe bringen. Mit 21:13, 20:22 und 23:21 wurden sie für ihre Nervenstärke belohnt und blieben damit vor heimischem Publikum in der Saarlandhalle weiter im Rennen.
Die an Position acht gelisteten Deutschen trafen im Achtelfinale dann auf die Engländer Matthew Nottingham & Harley Towler. Nach einem knappen 19:21 im ersten Satz kamen die Deutschen immer besser ins Spiel und siegten letztlich klar mit 21:12 und 21:15.
Im Viertelfinale zeigten Fuchs und Schöttler gegen die schottisch-englische Paarung Adam Hall und Peter Mills dann eine äußerst souveräne Leistung und zogen mit 21:16/21:18 ins Halbfinale ein.
Dort trafen sie auf die hochfavorisierte dänische Paarung Kim Astrup & Anders Skaarup Rasmussen. Nach einer starken Leistung im ersten Durchgang (21:15) verloren Fuchs und Schöttler gegen die auf Weltranglistenplatz 16 notierten Dänen fast völlig den Faden und unterlagen deutlich mit 10:21. Im Entscheidungssatz fanden die beiden Bischmisheimer aber wieder zurück ins Spiel und erkämpften sich unter frenetischem Jubel mit 21:15 zum zweiten Mal in ihrer gemeinsamen Karriere den Einzug ins Finale der Bitburger Open, den sie auch ausgiebig feierten. Zwei Jahre zuvor waren sie noch an genau dieser dänischen Paarung im Halbfinale gescheitert.
Im Finale gegen Yew Sin Ong & Ee Yi Teo aus Malaysia demonstrierten Fuchs und Schöttler noch einmal eindrucksvoll, warum sie über ein Jahrzehnt zur absoluten Weltspitze gehörten. Auch wenn ihnen am Ende mit 16:21 und 18:21 der Turniersieg verwehrt blieb, das Publikum feierte die beiden minutenlang mit stehenden Ovationen. „Als die Zuschauer uns nach dem Spiel so lange gefeiert haben, war das für mich ein extrem emotionaler Moment. Da habe ich realisiert: Jetzt ist es wirklich vorbei!“, beschrieb Michael Fuchs seine Gefühle.
Obwohl für beide nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt, vom Badminton wird sich weder Michael Fuchs noch Johannes Schöttler ganz verabschieden. Der 34-Jährige Lengfurter hat seit dem 1. Oktober das Amt des Sportdirektors beim Schweizer Badminton-Verband inne und Johannes Schöttler, der aufgrund einer langjährigen Hüftverletzung seine aktive Laufbahn beenden musste, wird künftig als deutscher Nationaltrainer am Olympiastützpunkt in Saarbrücken arbeiten.
Im gemischten Doppel ging Michael Fuchs ebenfalls an den Start, allerdings nicht mit seiner langjährigen Partnerin Birgit Michels, denn sowohl Birgit als auch Michael sollten im Interesse des Badmintonverbandes das Turnier nutzen, um ihre Erfahrungen in einer Wettkampfsituation an jüngere Athleten weiterzugeben. Fuchs startete deshalb mit der 21-jährigen Linda Efler vom TV Emsdetten und Birgit Michels ging mit deren etatmäßigem Partner Marvin Seidel vom BC Bischmisheim ins Rennen.
Für Fuchs/Efler verlief ihr erster gemeinsamer Auftritt ebenfalls sehr erfolgreich. Gegen die an Position sechs gestartetet indonesische Paarung Hafiz Faisal/Shela Devi Aulia überraschten die beiden viele Experten und siegten nach 20:22 und 21:16 am Ende deutlich mit 21:15. Gegen die englische Paarung Matthew Nottingham/Emily Westwood harmonierten Fuchs/Efler bereits erstaunlich gut und siegten problemlos mit 21:14/21:15. Im Viertelfinale war aber schließlich Endstation. Gegen die neue chinesische Spitzenpaarung Zheng Siwei/Cheng Qinchen, die später auch das Turnier für sich entschieden, hatten die beiden Deutschen nie eine Siegchance und mussten mit 13:21/12:21 die Segel streichen. Birgit Michels und Marvin Seidel kamen ebenfalls bis ins Viertelfinale und scheiterten dort an den Malayen Kian und Pei.
P.S.:
Wer Michael Fuchs noch einmal bei einer Großveranstaltung sehen möchte, kann dies am kommenden Donnerstag in Erlangen oder am Freitag in Kaiserslautern tun. Dort wird der Lengfurter in zwei Länderspielen gegen Dänemark seinen Abschied von der Nationalmannschaft geben und mit dann insgesamt 97 Länderspielen in der Statistik mit Ingo Kindervater, dem bisherigen Rekordhalter bei den Herren, gleichziehen. Spielbeginn ist an beiden Tagen um 19:00 Uhr.