Die deutsche Badmintonelite lässt bei den Europameisterschaften mit sensationellen Ergebnissen aufhorchen und Michael Fuchs trägt mit einem Vizemeistertitel im Herrendoppel und dem Viertelfinale im Mixed zu den bisher besten Ergebnissen einer deutschen Delegation im europäischen Vergleich bei.
Der Lengfurter startete in seiner Paradedisziplin, dem Mixed, an der Seite von Birgit Michels von Setzplatz fünf in das Turnier und hatte aufgrund der Weltranglistenposition – Fuchs und Michels sind derzeit an Platz 17 notiert – in Runde Eins ein Freilos. Gegen Natarov/Kazarinova aus der Ukraine hatten die beiden Deutschen keine Probleme und siegten mit 23:21/21:13 nach leichten Startschwierigkeiten letztlich doch deutlich. Im Achtelfinale konnte auch die russische Paarung Lunev/Dimova die deutschen Meister nicht stoppen und unterlag beim 21:13/21:13 in nur 26 Minuten. Im anschließenden Viertelfinale trafen Fuchs und Michels dann auf die dänische Spitzenpaarung Layborn/Rytter-Juhl, die derzeit auf Platz 6 der Weltrangliste steht und in den letzten Wochen einige renommierte Turniere gewinnen konnte. Im ersten Satz hielten Fuchs/Michels beim 18:21 noch sehr gut mit, zeigten dann aber zu viel Respekt und Nervosität, sodass sie den zweiten Satz mit 14:21 abgeben mussten und nicht in die Medaillenränge vordringen konnten. Für Fuchs/Michels bedeutete dieses Viertelfinale eine geringfügige Aufbesserung ihres Punktekontos für die Olympiaqualifikation, die sich im Laufe der nächsten Woche endgültig entscheiden wird – mit guten Chancen für Fuchs und Michels auf einen Startplatz in London.
In seiner zweiten Disziplin, dem Herrendoppel, konnte Michael Fuchs ein noch besseres Ergebnis vorweisen, denn zusammen mit seinem Partner Oliver Roth gelang ihm mit dem Einzug ins Finale des Herrendoppels bei den Europameisterschaften 2012 der größte Erfolg seiner bisherigen Badminton-Karriere.
Für die beiden Bayern hatte es gleich das erste Spiel des Turniers in sich, denn sie mussten gegen die starke dänische Kombination Rasmussen/Sörensen antreten. Trotz guten Beginns und einer 18:14-Führung mussten die beiden Deutschen den ersten Durchgang noch mit 18:21 abgeben. Im 2. Satz ließen die Fuchs/Roth ihren Konkurrenten mit 21:12 keine Chance und erkämpften sich den Entscheidungssatz. Dort lieferten sie sich mit den Dänen eine spannende und lange Zeit ausgeglichene Partie, hatten beim umjubelten 21:19 letztendlich aber das bessere Ende für sich. In Runde Zwei warteten mit Arends/Maas zwei Niederländer, gegen die Fuchs und Roth bei der Mannschafts-EM noch deutlich verloren hatten. In Schweden drehten sie nun den Spieß um und siegten überraschend klar mit 21:17/21:13. Im Viertelfinale stand ihnen dann mit Cwalina/Logosz das derzeit beste polnische Herrendoppel gegenüber. Die Polen waren von Setzplatz vier aus ins Rennen gegangen und haben die Olympiaqualifikation bereits seit geraumer Zeit fest in der Tasche. Nach wechselnden Sätzen mit 21:16/13:21 musste erneut der 3. Satz die Entscheidung bringen. Fuchs und auch der erst 25 Jahre alte Oliver Roth bewiesen eine enorme Nervenstärke und siegten mit 23:21 in der Verlängerung. Der Einzug ins Halbfinale bedeutete für Fuchs und Roth bereits das bis dahin beste Ergebnis ihrer Sportlerkarrieren. Im Halbfinale liefen die beiden dann aber noch einmal zu einer außergewöhnlichen Form auf. Gegen die dänische Kombination Rasmus Bonde/Anders Kristiansen war der Krimi nach 21:18/17:21 im Entscheidungssatz dann deutlich früher entschieden, denn Fuchs/Roth zogen mit 21:14 unter dem frenetischen Jubel der deutschen Delegation ins Finale ein.
Gegen die derzeitige Nummer Drei der Weltrangliste, die Dänen Boe/Mogensen, hatten die beiden Deutschen dort allerdings keine echte Siegchance mehr. Mit 11:21/11:21 mussten die beiden relativ schnell die Segel streichen und die Übermacht ihrer Konkurrenten anerkennen.
Auch wenn Fuchs und Roth die Enttäuschung unmittelbar nach der Niederlage nicht ganz verhehlen konnten, mit etwas Abstand werden sie sicher sehr stolz darauf sein, dass sie nach den Titelgewinnen durch Willi Braun und Roland Maywald in den Jahren 1972 und 1974 mit ihrem zweiten Platz für das beste Abschneiden eines deutschen Herrendoppels bei Titelkämpfen dieser Art sorgen konnten.
Überhaupt darf die deutsche Badmintonwelt mit Stolz auf diese Europameisterschaft zurückblicken. Marc Zwiebler holte nach Wolfgang Bochow 1972 erst zum zweiten Mal den Europameistertitel für Deutschland im Herreneinzel. Juliane Schenk verpasste im Dameneinzel nach aufopferungsvollem Kampf und einer hervorragenden Leistung mit 19:21 im Entscheidungssatz den Titelgewinn und Birgit Michels/Sandra Marinello gewannen Bronze im Damendoppel.
Kein Wunder also, dass Jakob Høi, der ehrgeizige dänische Chef-Bundestrainer des deutschen Teams, sich auf der offiziellen Homepage des deutschen Badmintonverbandes schon fast euphorisch äußerte:
„Ich bin super-zufrieden, dass wir die Goldmedaille, zweimal Silber und einmal Bronze gewonnen haben. Vorher hatte ich als Ziel ausgegeben, dass wir in allen Disziplinen eine Medaille holen wollen. Hätte ich aber vorher gewusst, dass wir mit solch einem Medaillenspiegel nach Hause fahren, hätte ich gesagt, dass ich auch damit zufrieden bin. Ich schaue zudem immer auf die Leistungen unserer Spielerinnen und Spieler. Und diese waren wirklich gut.“